Dominique Perrier ist tot
Dominique Perrier gestorben
Wie Francis Rimbert und der Chef des Plattenlabels Deserted Island Music Remy Stroomer unabhängig voneinander mitteilten, ist Dominique Perrier, langjähriger Weggefährte von Jean-Michel Jarre bei zahlreichen Studioaufnahmen und Konzerten, heute Nachmittag (04.10.) gestorben. Bereits Ende August wurde über seinen schlechten Gesundheitszustand berichtet, der dazu führte, dass Dominique ins Krankenhaus musste.
Dominique Perrier wurde 1948 in eine Musikerfamilie (Großvater Cellist, Vater Pianist) geboren. Er war Musiker, Komponist, Arrangeur und Interpret elektronischer Musik. Viele Jahre begleitete er Jean-Michel Jarre im Studio und auf der Bühne, verfolgte aber u.a. mit den Gruppen Space Art und Stone Age auch eigene Projekte.
Nach frühem Interesse am Klavier, nahm er zunächst Cellounterricht. Dann begann er ein Studium der Lithografie an der École Estienne, das er aber abbrach, um sich wieder dem Klavier und der Orgel zu widmen. Neben seiner Tätigkeit als Musiker und Arrangeur u. a. für Michel Fugain, Alain Bashung, Il était une fois, F.R. David, die Gipsy Kings, Louis Chedid, Gilbert Bécaud u.a. war er Mitglied mehrerer kurzlebiger Gruppen, darunter Jupiter Sunset (mit dem Hit "Back In The Sun"), Time Machine, Cockpit, Bahamas, Paris France Transit usw.
1973 traf er im Pariser Studio Ferber erstmals Jean-Michel Jarre während der Aufnahmen zu Christophes Album "Les Paradis Perdus", für das Jarre die Texte geschrieben hatte. Dominique Perrier spielte damals Keyboards (z. B. das Eminent auf "Les Mots Bleus") und begann sich nun für Synthesizer zu interessieren. Ende der 1970er Jahre gründete er gemeinsam mit dem Schlagzeuger Roger Rizzitelli das Projekt "Space Art", das mit den Stücken "Onyx" und "Speedway" (in Deutschland u.a. als Titelmusik für die ZDF-Reihe "Aus Forschung und Technik" verwendet) veritable Hits landete. Ihre Auftritte in Feuerschutzanzügen nahmen bereits damals das spätere Erscheinungsbild von Daft Punk vorweg. Von den ersten drei Alben wurden drei Millionen Exemplare verkauft.
Dank Dominiques solider musikalischer Bildung und viel Erfahrung mit elektronischer Musik wurden die beiden Space Art-Musiker für die Begleitband bei Jarres China-Tour 1981 verpflichtet. Dominique blieb auch danach viele Jahre live und im Studio an Jarres Seite. Er war an den Jarre-Alben Rendez-Vous, Revolutions, Waiting For Cousteau, Chronologie, Oxygene 7-13 und Oxgene Live In Your Living Room beteiligt. Auf der Bühne übernahm er oftmals die schwierigsten Soli. Bei folgenden Jarre-Konzerten wirkte er mit: Rendez-Vous Houston, Destination Docklands, Paris La Défense, Europe In Concert Tour, Hong Kong Stadium Concert, Concert Pour La Tolérance, Oxygene Tour, Oxygen In Moscow, Oxygene In Concert Tour, In>Doors Tour, "2010"-Tour. Während der Tournee 2010 zog sich Dominique aus der Jarre-Begleitband zurück.
Ab 1994 war er unter dem Pseudonym "Terracotta" Gründungsmitglied der bretonischen Band "Stone Age", die keltische Musik mit elektronischen Klängen verband. Außerdem komponierte er die Musik für den Film "Les gens honnêtes vivent en France" unter der Regie von Bob Decout und weitere Soundtracks und Musik für Werbespots.
Dominique war der vierte Ehemann der in Großbritannien geborenen, aber in Frankreich erfolgreichen Sängerin und Tänzerin Janet Woollacott, die auch einigen von Dominiques eigenen Musikprojekten ihre Stimme lieh. Sie starb bereits 2011.
Nach dem Freitod seines "Space Art"-Kollegen Roger Rizzitelli im Jahr 2010 rief Dominique mit befreundeten Musikern (darunter auch seine Frau) das "Space Art"-Projekt wieder ins Leben, zunächst mit einem Tribute-Album, dem noch eine Best Of-Compilation und zwei Studioalben mit neuem Material folgten. Das letzte Album "Personal Duty"wurde erst vor wenigen Monaten veröffentlicht und ist nun quasi sein musikalisches Vermächtnis.
Wie Remy Stroomer per Tweet mitteilte, hätte Dominique gerne noch einmal auf der Bühne gestanden. Leider war ihm dies jedoch nicht vergönnt.
Für uns von Jarrelook wird Dominique immer einen besonderen Platz in unserer Erinnerung einnehmen. Unvergessen ist sein Auftritt beim Fantreffen in Frankfurt 2012. Gemeinsam mit Michel Valy, Alain Pype und Lili Lacombe präsentierte er damals live Stücke aus dem "Tribute To Space Art"-Album und musste aufgrund des großen Beifalls insgesamt drei Zugaben spielen, was eigentlich gar nicht geplant war.
Dominique hinterlässt eine große Lücke, aber auch ein großartiges musikalisches Erbe. Möge er in Frieden ruhen!
UPDATE 05.10.: Reaktionen zum Tod von Dominique Perrier
Jean-Michel Jarre hat sich gestern auf seinen Social Media-Kanälen zum Tod seines langjährigen Weggefährten Dominique Perrier so geäußert:
"Mein Waffenbruder Domino ist gegangen, aber nur ein Stückchen weiter, so dass er weiterhin in den Wolken wandern wird: sein Lieblingsgebiet. Keyboard-Dandy, Improvisationsgenie, treuer Begleiter auf unzähligen nächtlichen Streifzügen im Studio, unersetzlicher Komplize an meiner Seite auf den Bühnen der Welt, der mit Humor und Eleganz über Moog und Mellotron fliegt, Dominique Perrier bleibt, denn Poeten sterben nie."
Dominiques Freund und Weggefährte Michel Geiss schrieb gestern auf Facebook:
"Hallo zusammen,
Dominique Perrier ist heute verstorben. Ich hatte gehofft, ihn diese Woche noch einmal zu sehen. Dominique war ein Freund geworden, besonders seit ich mit ihm an seinen Alben gearbeitet habe. Sein Vertrauen in mich hat mich berührt, ebenso wie seine Kommentare zu meinen Mixes und Masterings vor kurzem. Ich muss zugeben, dass ich stolz war, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der mir seit Space Art, das er (zusammen mit Roger Rizzitelli) gegründet hat, und seinem Onyx-Hit sehr viel bedeutet. Und erst im Juni hat er mir gesagt, dass das nächste Album fertig sei.
Dominique war ein einfacher, sanfter Mensch. Er verbarg sein Talent hinter seiner Einfachheit. Er mochte es, Mino oder Domino genannt zu werden, nicht einmal Dominique. Er war nie schlecht gelaunt, immer positiv und lächelnd, lässig. Einer der schwersten Momente in seinem Leben war jedoch der Tod seiner Partnerin Janet Woollacott im Jahr 2011.
Seine Kommentare zu seiner Zusammenarbeit mit Jean-Michel Jarre, den er 1973 in den Studios Ferber kennengelernt hatte, wo er mit Christophe in Begleitung von Francis Dreyfus nächtelang an "Les Paradis Perdus" arbeitete, waren voller Freundlichkeit. Diese Zusammenarbeit mit Jean-Michel setzte sich später fort, von "Les Chants Magnétiques" an, auf der Bühne bis zum Moskauer Konzert 1997 und im Studio für "Oxygène Live in your living room". Er blickte mit einer gewissen Distanz auf all diese Jahre der Zusammenarbeit zurück, aber er hatte eindeutig sehr gute Erinnerungen an diesen großen Teil seines Lebens.
Bei meinem letzten Besuch an seinem Krankenbett, als die Krankenschwester seine Arznei in sein Zimmer brachte, hatte ich alle Eure gedruckten Kommentare bei mir. Ich erklärte ihr, dass Dominique ein Musiker war, der vielen Menschen bekannt war, entweder persönlich oder durch seine Musik, die mir diese Unterstützungsbekundungen geschickt hatten.
Ich erinnere mich auch an seinen Sinn für Humor. Vor ein paar Wochen brachte ich ihn zum Lachen, als ich ihn daran erinnerte, dass er der bewusst kitschig gestalteten Konzertbühne in China den Namen "Pizzeria" gegeben hatte 😉 .
Wir werden uns an sein Talent als Solist erinnern, wenn er seine denkwürdigen Chorusse auf seinem Moog Liberation vortrug. Sie waren Teil der Karriere von Jean-Michel Jarre, der ihm die Rolle des Solisten übertrug. Aber das war nur ein Teil seines musikalischen Talents, das ihn dazu brachte, als Arrangeur und Studiokeyboarder mit u. a. Michel Fugain, Alain Bashung, Il était une fois, F. R. David, den Gipsy Kings, Louis Chedid und Gilbert Bécaud zu arbeiten. Eines seiner Lieblingsinstrumente war der ARP Odyssey. Aber vor allem liebte er das Klavier.
Und Dominique war auch Mitbegründer der keltisch geprägten Gruppe Stone Age.
Meine Gedanken sind auch bei den Menschen, die ihm nahe standen, vor allem bei denen, die sich seit einiger Zeit täglich um ihn gekümmert haben (danke, Marine!).
Mit dem Weggang unseres Mino, der im Laufe der Jahre zu einer Legende wurde, ist ein Teil unserer elektronischen Musikgeschichte verschwunden. Und für mich ist es mein Freund, der mich viel zu früh verlässt.
Ich vermisse ihn jetzt schon. Ich bin sicher, dass viele andere das auch tun."
Eine der ersten Mitteilungen zum Tod von Domino war gestern von seinem langjährigen Freund und Kollegen Francis Rimbert gekommen. Dieser hatte auf Facebook geschrieben: "Traurige Nachricht: Unser Begleiter auf so vielen Wegen, bei so vielen Studiositzungen, bei so viel Lachen hat uns verlassen, um sich dem Paradies der großen Künstler anzuschließen: Dominique Perrier hat uns verlassen! ....
Ich kann hier nicht mehr schreiben..."
Remy Stroomer, Chef des Plattenlabels Deserted Island Music, auf dem das letzte Space Art-Album erschienen ist, schrieb gestern:
"Ich habe soeben die sehr traurige Nachricht vom Tod meines guten Freundes Dominique Perrier erhalten. Merde, Du wirst mir wirklich fehlen mein Freund!
Sein großer Wunsch war es, noch einmal auf der Bühne zu stehen, aber leider hat er keine Gelegenheit dazu bekommen...
Mach schöne Musik, wo immer du bist."
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Kommentar von Dominique |
Ruhe in Frieden, Dominique!!!
Kommentar von Jarre-Fan |
Ruhe in Frieden, Dominique Perrier - und danke für die Musik.
Kommentar von Markus |
Die Meldung hat mich echt traurig gemacht. Ich durfte ihn beim Fantreffen auch kennenlernen und er war so nett, freundlich und auch witzig. Ruhe er in Frieden.
Kommentar von Sebastian Kuck |
Das ist sehr schade und traurig.
Es war toll ihn auf der Bühne bei JMJ zu sehen.
Besonders im Gedächtnis sind mir die Oxygene Tour von 1997 und die Konzerte von 2007 bis 2010.
Ich fand es damals sehr schade, daß er nicht mehr bei JMJ gespielt hat. Er hat einfach zu einem JMJ Konzert dazugehört. Ohne ihn und auch ohne Francis Rimbert hat es mir nicht mehr so gut gefallen.