Facebook live zu "Amazonia"

Jean-Michel spricht auf Facebook über "Amazonia"

In einem weiteren "Facebook live" hat Jean-Michel am Dienstagabend mehr über das bevorstehende Album "Amazonia" verraten, das am 9.4. erscheint.
Jean-Michel erläuterte, dass es sich bei "Amazonia" nicht um ein "normales" Studioalbum handele, sondern dass es mit der gleichnamigen Salgado-Ausstellung verbunden sei. Die Produktion sei für ihn auch die Gelegenheit gewesen, verschiedene Abmischungen auszuprobieren, z.B. binaural oder 5.1.
Er habe entschieden, derzeit nicht zu viel Promotion für "Amazonia" zu machen, da die Eröffnung der Ausstellung wegen der Pandemie in Frankreich und in Brasilien vom 9. April auf den 20. Mai verschoben worden sei. Die Ausstellung werde dann weiterreisen nach London und Rom, in die USA und nach Asien.
Das Projekt sei für ihn eine Herausforderung gewesen, denn er haben zum ersten Mal Musik für eine Foto-Ausstellung gemacht. Ursprünglich habe er nicht geplant, daraus ein Album zu machen, sagte Jean-Michel. Doch am Ende des Projekts habe er 52 Minuten Musik gehabt und sich gedacht: "Warum soll man es nicht als eigenes Album veröffentlichen?" Er denke, dass die Musik auch jenseits der Ausstellung bestehen könne. Es sei auch für die Menschen gedacht, die keine Gelegenheit hätten, die Ausstellung zu besuchen.
Die Musik sei voller "Fallen" für ihn gewesen, so Jean-Michel. Er habe eine rein illustrierende Ambient-Musik vermeiden wollen. Sie sollte auch nicht zu abstrakt, zu wissenschaftlich oder zu ethnisch sein. Er habe viel darüber nachgedacht, was der Klang des Waldes bedeute. In einem Wald und speziell dem Regenwald am Amazonas, sei man inmitten vieler Geräusche. Diese seien aber alle vollkommen zufällig und unabhängig voneinander. Ein singender Vogel sei sich nicht bewusst, dass gleichzeitig der Wind rausche und vielleicht Menschen dort laufen und singen oder sprechen, dass ein Flugzeug vorbeifliege. Alle diese zufälligen Elemente kreierten für das menschliche Ohr eine Art Harmonie, die dann den Klang des Waldes bilde.
So habe er das Projekt damit begonnen, sich eine Art "Werkzeugkasten" anzulegen, mit vielen verschiedenen Elementen: elektronische Klänge, einige organische Klänge, Vocals, orchestrale und auch ethnische Elemente, sowie Klänge aus der Natur, die mit Synthesizern nachgebildet wurden. Diese Elemente seines Werkzeugkastens habe er dann, wie auf einer weißen Leinwand, in impressionistischer Art und Weise zufällig platziert.
Auch stehe man in einem Wald nicht still, sondern bewege sich von einem Ort zum anderen, erklärte Jean-Michel. Daher würden diese Klänge auftauchen und wieder verschwinden.
Weiter erklärte er, dass er dieses Gefühl des Eintauchens in die Klänge des Waldes erzeugen wollte, denn im Wald höre man nicht Stereo. Daher habe er verschiedene Versionen vorgeschlagen - neben Stereo auch binaural und 5.1. Dafür habe er in einem speziell dafür geeigneten Studio von Radio France gearbeitet. Er habe viel Wert darauf gelegt, diese Abmischungen anders als den Stereo-Mix zu gestalten. Wer die LP oder CD kaufe, erhalten automatisch den Download-Code für diese anderen Versionen. Die binaurale Version funktioniere allerdings nur über Kopfhörer, über Lautsprecher komme der Effekt nicht zum Tragen. Man brauche sonst aber kein Equipment und keine App oder sonstiges.

Jean-Michel zeigte auch die CD und war sehr zufrieden mit der bewusst einfach gehaltenen Gestaltung des Covers. Das Booklet enthält den Text in verschiedenen Sprachen: Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch sowie ein paar der Fotos von Salgado. Das ethnographische Museum in Genf habe alle ethnischen Sounds des Albums zur Verfügung gestellt. Auf einem beigelegten Blatt befindet sich dann der Code für die Downloads. Auch die Doppel-LP zeigte Jean-Michel.

Auf die Frage eines Fans antwortete Jean-Michel, dass er auch bei Oxygene und Waiting For Cousteau von der Umweltthematik inspiriert worden sei. Er habe es aber vorgezogen, keine großen Botschaften in die Welt zu senden und Vorlesungen zu halten, sondern habe es als Musiker als seine Aufgabe gesehen, seine Überzeugungen und Werte in seiner Musik zu vermitteln. Der Schutz des Amazonas-Gebietes sei notwendig, um uns selbst zu schützen und auch künftige Generationen. Dies sei für ihn auch ein sehr wichtiger Punkt gewesen, dieses Projekt zu machen, um die Arbeit von Salgado und seiner Frau zu unterstützen.
Noch wichtiger als Salgados Fotos sei, dass er und seine Frau vor 20 Jahren damit begonnen hätten, in einem verödeten Teil des Urwalds nach und nach zweieinhalb Millionen Bäume zu pflanzen. Durch diese Bäume wurde Wasser angezogen und das Wasser brachte Leben mit sich, Tiere, Insekten, Pflanzen und dann auch Menschen.
Man müsse auf die Zerstörung des Regenwalds durch Bolsonaro und andere reagieren und dieses Musikprojekt sei für ihn eine gute Möglichkeit dies zu tun.
Ein Teil der Einnahmen aus dem Album wird zur Rettung des Regenwaldes verwendet, ein weiterer Teil geht an das ethnographische Museum in Genf.
Konzerte mit "Amazonia" sind nicht geplant. Jean-Michel erzählte, dass er mit Joachim Garraud darüber diskutiert habe, einige der Parts weiterzuentwickeln mit Melodien etc. Er habe aber die Idee gehabt, dass das Album mehr eine Art "Traum" des Regenwaldes nachbilden solle, mit Auszügen von Klängen, wie wenn man bestimmte Momente, Melodien oder Klänge in seinem Gedächtnis habe. Daher sei das Ganze nicht für eine Tour gedacht. Was er sich vorstellen könne, sei ein audiovisuelles Erlebnis, wo man die Musik binaural hört und dazu Bilder oder Grafiken sehe, aber keine Tour.
Er habe Amazonia mit Hardware-Synthesizern, Software-Plugins und Samples komponiert, antwortete Jean-Michel auf eine weitere Frage. Für Naturgeräusche habe er sehr viel den ARP 2600 benutzt, den er seit Oxygene und Equinoxe liebe. Er liebe auch die Idee, einen gesampleten Chor zu verwenden, um ethnische Sounds zu imitieren. So konnte er echte Sounds aus dem Amazonas mit imaginären Vocals vermischen, die er selbst produziert habe.
Auf den Tod von Patrick Juvet angesprochen, sagte Jarre noch einige Worte zu dem verstorbenen Künstler, mit dem er immer gerne zusammen gearbeitet habe.
Jean-Michel sagte auch, dass er sehr bewegt sei, dass so viele Fans aus so vielen Ländern bei seinen Facebook-Live-Terminen dabei seien. Seine Plattenfirma habe ihm kürzlich gesagt, dass dies keineswegs alltäglich sei. Das bedeute ihm sehr viel. Umso mehr verspüre er den Drang, seine Musik mit Fans mittels Alben, VR- und "echten" Konzerten zu teilen. Er werde viel Energie in die Planung seiner nächsten Welttournee stecken, sobald dies wieder möglich sei.
Erst nachdem ihn Glückwünsche zum 35. Jubiläum des Houston-Konzerts erreicht hatten, habe er daran gedacht, gab Jean-Michel zu. Anderenfalls hätte er sich etwas besonderes zu diesem Jubiläum ausgedacht. Er verspracht dies nun für das 35. Jubiläum des Lyon-Konzerts am 5. Oktober zu tun. Zwar werde es wohl aus diesem Anlass kein Konzert in Lyon geben, aber vielleicht etwas besonderes im Internet.
Der französische Astronaut Thomas Pasquet ist derzeit gerade auf der Internationalen Raumstation. Er spiele Saxophon, sagte Jean-Michel und so habe er ihm "Ron's Piece" geschickt und hoffe, dass Pasquet das Stück im Weltraum spielen würde. Er wisse nicht, ob er auf dieser Mission sein Saxophon habe mitnehmen können, aber wenn, wäre dies dann eine gute Gelegenheit, das 35. Jubiläum des Houston-Konzerts zu feiern.
Auf die Frage, ob er ein weiteres Studio-Album plane, sagte Jean-Michel ja, allerdings stehe das noch ganz am Anfang. Zuvor würde er in diesem Jahr noch etwas in Verbindung mit "Welcome To The Other Side" veröffentlichen. Danach könne er sich dann neuer Musik widmen.

Hier gibt es eine Besprechung in der Neuen Musik Zeitung.

UPDATE 10.04.2021: Weitere Rezensionen
laut.de
Süddeutsche Zeitung
Radio Berg
Zahlreiche weitere Medien haben die dpa-Meldung übernommen, so z.B. die "Zeit".

UPDATE 19.04.: "Amazonia" auf Platz 5 der deutschen Charts

Wie Sony Music bestätigt, ist Jean-Michels "Amazonia"-Album eine Woche nach der Veröffentlichung auf Platz 5 der deutschen Charts eingestiegen.

Weitere Platzierungen sind:

Platz 9 in Belgien
Platz 21 in Großbritannien
Platz 24 in den Niederlanden
Platz 34 in Frankreich (Platz 8 in den Charts für physische Tonträger)
Platz 57 in den kombinierten Charts in Finnland (Platz 5 in den Charts für physische Alben)
Platz 14 in den physischen Album-Charts in Schweden.

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Was ist die Summe aus 7 und 6?

Kommentar von Michael |

Alle Amazonia Stücke sind auf youtube...
z.B. Part 1:
https://www.youtube.com/watch?v=A1EmGAAmy34

Kommentar von Jarre-Fan |

Das HiFi-Magazin AUDIO 5/2021 hat auf S. 154 bereits eine kurze Rezension zu Amazônia, vergibt für die Musik 3,5 von 5 Punkten und für den Klang 4,5 von 5 Punkten und somit einen Klangtipp.

Kleine Vorschau-Schnipsel des Albums mit den Parts 1-9 :

https://Music.Apple.com/au/album/amazônia/1557713010

Kommentar von Heike |

Bin schon gespannt ! Das Album wird hoffentlich morgen in der Post sein. HOFFENTLICH !
(Auf DHL kann man sich nicht mehr verlassen. Es wird bei denen leider viel gestohlen, und DHL hat augenscheinlich kein Interesse die kriminellen Machenschaften zu verfolgen obwohl sie in meinem Fall nachweisbar sind - Ich bin sogar 2 x betroffen, und man ist leider meistens davon abhängig welchen Versender der Absender wählt)

Nachmittag/Abend werde ich dann hoffentlich mit Kopfhörern vor der Anlage liegen können .
Die Berliner Mopo hat heute einen netten längeren Artikel über das Projekt geschrieben.