"Opera Totale": Jarre präsentiert in Rom und Mailand seine Italien-Projekte
Jarre stellt Italien-Projekte vor

Jean-Michel war gestern in Rom, um dort im italienischen Kulturministerium, in Anwesenheit von Gianmarco Mazzi, Unterstaatssekretär für Kultur und Musik, sein Konzert in Pompeji anzukündigen. Erst zum zweiten Mal wird im archäologischen Park von Pompeji ein Sommerfestival mit Livemusik stattfinden. Die vom Kulturministerium und dem Archäologischen Park von Pompeji geförderte Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung von Pompeji und der Region Kampanien unter der künstlerischen Leitung von Giuseppe Gomez durchgeführt. Insgesamt werden dort vom 27. Juni bis 5. August 14 Konzerte namhafter Künstler stattfinden, darunter Andrea Bocelli, Riccardo Muti, Gianna Nannini, Dream Theater, Nick Cave und Bryan Adams. Ein Video der öffentlichen Sitzung gibt es hier.
Heute ist Jean-Michel in Mailand, um dort im MEET, dem Zentrum für digitale Kultur, seine Projekte in Italien vorzustellen. Neben den beiden Konzerten in Venedig und Pompeji gehört dazu eine Ausstellung mit dem Titel "Promptitude", die vom 12. Juni bis 7. September im MEET in Mailand stattfinden wird. Dabei wird die Beziehung zwischen Mensch und Maschine durch den kreativen Einsatz von "Prompts", also Textanweisungen erforscht, die die KI bei der Erstellung von Porträts humanoider Kreaturen anleiten: Kurze und aussagekräftige Anweisungen, die noch nie dagewesene Bildwelten zum Leben erwecken. So soll die Beziehung zwischen dem "Prompt" und der ihm innewohnenden Poesie erforscht werden. Das erzielte visuelle Ergebnis wird untersucht und die Kontrolle, die ein Künstler über die KI ausüben kann, demonstriert. Es handelt sich dabei um die erste Ausstellung mit visuellen, mit Hilfe von KI erstellten Werken Jarres. Die Ausstellung wird durch die generative Klangkomposition Eōn untermalt, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und eine immersive Umgebung in ständiger Transformation bietet. Jarre dazu: "Wir dachten daran, KI zu bitten, eine Reihe von Porträts von halb humanoiden, halb algorithmischen Kreaturen zu erstellen und diese Kreaturen dann zu fragen: ‚Wer bist du?‘ und 'Was sind deine Gedanken?' Das Ergebnis wird poetisch sein: Meine Idee ist es, dem Publikum zu zeigen, dass KI etwas ist, mit dem man wirklich kreativ umgehen kann. Ein positiver Kollaborateur und keine Bedrohung. KI kann nicht nur ‚künstliche Intelligenz‘ sein, sondern auch ‚erweiterte Vorstellungskraft‘".
Daneben ist Jarre auch noch auf der Architekturbiennale in Venedig vertreten. Vom 10. Mai bis zum 23. November 2025 wird dort die Installation "Oxyville" zum Thema 3D-Sound als architektonisches Element zu erleben sein. Es handelt sich dabei um eine immersive, 360-Grad-Sound-Musikinstallation, die vom Album "Oxymore" inspiriert wurde und die die Verbindung zwischen 3D-Audio und architektonischem Raum untersucht. Das Publikum wird dabei in einem dunklen Raum zehn Minuten lang Klänge hören und dann einen Kommentar hinterlassen, der zu einer Anweisung für eine KI wird, die von jedem Besucher erdachte Stadt sichtbar zu machen. Der Klang soll dadurch zum primären Material für den Aufbau einer imaginären Stadt werden. Jarre dazu: "Es wird eine Verbindung zwischen Musik und Architektur sein: Die Idee ist, das Publikum einzuladen, die Augen zu schließen und einer musikalischen Komposition in einem speziellen 360°-Audio zu lauschen und dann ihren Kommentar zu hinterlassen, indem sie sich eine ideale Stadt vorstellen. Die Ergebnisse werden dann als Eingabeaufforderung an die KI übermittelt, die das Bild der Stadt, das sich jeder Besucher vorstellt, erstellt."
Die Bilder sollen dann zum Abschluss der Biennale in einer Finissage im MEET in Mailand in Anwesenheit des Künstlers in einem audiovisuellen Dialog präsentiert werden, bei dem sowohl der Künstler als auch das Publikum die Hauptakteure sind.
Sowohl die Installationen, Ausstellungen als auch die Konzerte in Italien laufen als künstlerisches Gesamtprojekt unter dem Titel "Opera Totale", also quasi "Gesamtkunstwerk". Alles soll dabei durch ein innovatives Konzept miteinander verbunden sein: Das Experimentieren zwischen Analog und Digital für eine unvergessliche immersive Erfahrung.
Bislang ist Jarre relativ selten in Italien aufgetreten, mit seiner "Opera Totale" landet er nun gleich einen "Rundumschlag".
In Mailand sprach Jarre auch vom bevorstehenden 50. Jubiläum des "Oxygene"-Albums 2026. Er wolle keine neo-nostalgische Feier, so Jarre. Seine damalige Frau Charlotte Rampling habe nach dem ersten Anhören zu ihm gesagt: "Diese Musik kann alles oder nichts sein." Er wolle mit dieser Musik jetzt wieder etwas Außergewöhnliches schaffen. "Ich werde mein eigener Dieb sein", so Jarre.
Zusammenarbeit mit Renault verlängert

Der französische Autohersteller Renault und Jean-Michel Jarre haben ihre 2022 begonnene Partnerschaft um weitere vier Jahre bis 2028 verlängert. Jarre arbeitet dabei eng mit den Abteilungen für UX/UI-Engineering und Design des Technocentre sowie mit dem IRCAM (Institut für Forschung und Koordination in Akustik/Musik), Audiozulieferern und anderen Partnern zusammen.
Die Partnerschaft wurde erneuert, um ein ehrgeizigeres, längerfristiges Ziel zu verfolgen: ein außergewöhnliches, avantgardistisches Klangerlebnis für Fahrzeuge der Marke zu schaffen, hieß es seitens Renault. Dies ist abgestimmt auf die Produktplanung von Renault in den nächsten vier Jahren. Bei der in diesem Zeitraum erwarteten Einführung neuer Modelle sollen die mit Jean-Michel Jarre entwickelten kreativen Funktionen und Innovationen zum Einsatz kommen.
"Die im Rahmen der ,Renault x JMJ'-Zusammenarbeit geschaffene immersive Klangumgebung wird neue Bereiche wie die Kontextualisierung von Klang und Musik erforschen und dabei eine Reihe von Technologien wie KI nutzen", hieß es in der Pressemitteilung des Autoherstellers.
"In der ersten Phase der Partnerschaft wurde eine echte Sound-Identität für Renault-Fahrzeuge geschaffen, mit der Entwicklung von Soundscapes im Fahrzeug, die die Art der Musik widerspiegeln, sowie einer Melodie zur Begrüßung beim Einsteigen und einem VSP (Vehicle Sound for Pedestrians), der von E-Tech-Elektrofahrzeugen (Scenic, Megane, Renault 5 usw.) und E-Tech-Vollhybridfahrzeugen (Rafale, Austral, Symbioz usw.) bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h ausgestrahlt wird, um Fußgänger zu warnen. Den Begrüßungston gibt es in drei Versionen, darunter eine für die Esprit-Alpine-Modelle und eine für die neueren Renault 5 und Renault 4 E-Tech electric, die so genannte „Iconic“-Version. Für den VSP, der gemeinsam mit IRCAM entwickelt wurde, wurde eine eingehende Analyse durchgeführt, um einen Klang zu schaffen, der die Identität der Marke Renault widerspiegelt, sie in der urbanen Geräuschkulisse wiedererkennbar macht und gleichzeitig eine respektvolle Vision von Mobilität symbolisiert.
Die Erneuerung der Partnerschaft ist Teil eines ehrgeizigeren, längerfristigen Ziels: die Erkundung neuer Bereiche, die durch die künstliche Intelligenz eröffnet werden, um ein außergewöhnliches Klangerlebnis mit einer avantgardistischen Audio-Definition zu bieten, die höchsten Ansprüchen genügt. Die Fahrgäste werden in den Genuss der einzigartigen und subtilen Harmonie der immersiven Klangumgebung ,Renault x JMJ' kommen", heißt es in der Mitteilung weiter.
"Wir freuen uns sehr, diese Partnerschaft heute zu erneuern. Die ursprüngliche Inspiration kam von Luca de Meo, dem CEO der Renault-Gruppe, der wollte, dass Renault-Fahrzeuge eine überragende Klangqualität bieten und eine außergewöhnliche Hörumgebung schaffen. Die Partnerschaft spiegelt sowohl unseren eigenen Innovationsgeist als auch den bahnbrechenden Ansatz wider, der schon immer Teil von Jean-Michel Jarres Arbeit war. Unsere Kunden werden ein einzigartiges, immersives Klangerlebnis erhalten, das bereits in der Fahrzeugdesignphase integriert wird, um noch avantgardistischer zu sein", so Guido Haak, Chief Program Officer der Renault Group.
Jarre sagte: "Nach drei Jahren aufregender und fruchtbarer Zusammenarbeit geht das Abenteuer weiter! Ich freue mich sehr, mit Renault zusammenzuarbeiten, um innovative Technologien und außergewöhnliche Erlebnisse in den Bereichen Audio und Sounddesign zu entwickeln. Gemeinsam mit Luca und seinen Teams setzen wir uns dafür ein, den besten Sound für alle zu produzieren und den Klanggenuss zu einem wichtigen Bestandteil der Marke Renault zu machen."
UPDATE 14:04:. Jarre verrät erste Details zu den Konzerten

In einem Interview mit dem italienischen Radiosender Radio Capital hat Jarre auch über die Konzerte in Venedig und Pompeji gesprochen. "In Pompeji und Venedig zu spielen ist eine große Ehre und ich bin sehr aufgeregt. Mein Vater hat viel in Italien gemacht und mit Luchino Visconti gearbeitet: für mich war es ein lang gehegter Traum, in Italien zu spielen", so Jarre.
Im Gespräch verriet er aber auch erste Details darüber, was bei seinen Sommer-Konzerten zu erwarten sein wird. "Alle Songs werden überarbeitet: Wir haben an den Beats gearbeitet, und das wird Teil der Show sein". Es sollen die technologisch fortschrittlichsten Konzerte in Jarres langer Karriere sein: "Ich fahre bald nach Bologna, um drei Tage lang mit meinem Team von kreativen Grafikdesignern zu arbeiten: Wir wollen etwas völlig Neues in Bezug auf die Immersion schaffen, auch dank der KI. Wir entwickeln auch ein neues Lasersystem: ein junges Team von Kreativen aus Bratislava arbeitet daran; es wird spektakulär sein, und ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Es wird wie ein ‚Gesamtwerk‘ sein".
Die Ausgrabungen von Pompeji sind ein sehr begehrter Ort: "Wir sprechen heute viel über Immersion. Das erste immersive Konzept ist Pompeji: Es handelt sich um eine architektonische 360°-Struktur, die mit KI und immersiven Sounds fantastisch sein wird. Wir haben eine besondere Herangehensweise an die Meisterwerke der Vergangenheit: Respekt“, so Jarre, "bedeutet nicht, dass man diese Orte zudecken und sie als Teil der Vergangenheit behandeln muss. Die beste Art und Weise, sie zu feiern, ist, innovativ und visionär zu sein, genau wie die Menschen, die Pompeji gebaut haben".
Das Konzert auf dem Markusplatz in Venedig ist für den 3. Juli im Rahmen der 17. Ausgabe des Jazzfestivals von Venedig geplant. Am 5. Juli ist Pompeji an der Reihe (BOP-Festival - Beats of Pompeii).
In einem Interview im belgischen Fernsehen war auch (zumindest bezogen auf das Konzert in Brüssel am 1. Juli) die Rede von Feuerwerk.
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