Neues "Space Art"-Album: "Personal Duty"

Dominique Perrier führt sein Projekt weiter

Seit 14. Juli ist ein neues Album der französischen Elektronik-Pioniere "Space Art" erhältlich. Es trägt den Titel "Personal Duty" und bietet beste "Space Art"-Musik, ohne dabei altmodisch zu klingen. Hinter "Space Art" verbargen sich in den 1970er Jahren Keyboarder Dominique Perrier und Schlagzeuger Roger Rizzitelli. Mit Titeln wie "Onyx" und "Speedway" (in Deutschland häufig für die ZDF-Reihe "Aus Forschung und Technik" verwendet) hatten sie Hits und nahmen bei Fernsehauftritten in Asbestanzügen schon viel früher das optische Konzept von Daft Punk vorweg. Drei Alben veröffentlichte das Projekt zwischen 1977 und 1981, die sich weltweit mehr als drei Millionen mal verkauften. 1981 engagierte Jean-Michel Jarre das Duo, um ihn bei seinen Auftritten in China zu begleiten. Daraus entstand eine langjährige Zusammenarbeit zwischen Dominique Perrier und Jarre.
Als Roger Rizzitelli 2010 starb, belebte Perrier sein altes Projekt mit neuen Mitstreitern wieder und produzierte das Album "Tribute To Space Art", das er live u.a. auch beim Jarrelook-Fantreffen in Frankfurt 2012 mit großem Erfolg präsentierte.
2020 folgte mit "Entrevues" ein weiteres Space Art-Album mit neuer Musik, bei dem sich Dominique Perrier mit Tommy Rizzitelli, dem Sohn seines damaligen Weggefährten, zusammentat, der ebenfalls Schlagzeuger ist. In dieser Konstellation und zusammen mit Bassist Bruce B. Marshall, sowie einigen Gästen, ist auch das neue Album "Personal Duty" entstanden. Herausgekommen ist ein musikalisch sehr vielseitiges Album, das melodische Elektronikstücke, frische und innovative Ideen, aber auch Experimentelles bietet. Während einerseits klar "Space Art"-Sound, -Melodien und -Song-Strukturen erkennbar sind, gibt es auch Einflüsse unterschiedlichster Musikstile, seien es Funk, Jazz, Klassik, Oriental, Urban bis hin zu Experimentellem.
Vier Stücke wurden von Michel Geiss abgemischt, der auch das Mastering des Albums übernommen hat. Das Cover Artwork wurde, wie schon bei früheren "Space Art"-Alben, von Gilles Lacombe gestaltet, diesmal gemeinsam mit dessen Tochter Lilli, die selbst schon musikalisches Mitglied von "Space Art" war.
Das Album beginnt sehr stimmungsvoll mit dem eher sphärischen "Hello", gefolgt von dem schnellen, melodischen "Across The Corridor" (einen Edit davon gibt es hier). Es folgt "Cyber Debate", in bester "Space Art"-Manier, angereichert mit Vocoder-Sounds. Das längste Stück des Albums, "Milano Velocita", beginnt wie ein Klassik-Stück. Die Streicherklänge und das perlende Piano werden aber bald durch elektronische Sounds aufgelockert und im Mittelteil von Funk-Elementen abgelöst, bevor das Stück dann wieder "klassisch" endet.
Es folgt das ruhige "The Janitor", das ebenfalls funkige Elemente enthält und auch eine kleine musikalische Verbeugung vor einem der größten "Space Art"-Hits.
Mit "Flying Higher" folgt dann eine wahre musikalische Perle, die mit gerade einmal knapp drei Minuten leider viel zu kurz ist. Ein sehr eingängiges Stück mit toller Melodie, das mit seinen übereinandergeschichteten Sequenzen und Synth-Soli das wahre Können von Dominique Perrier aufblitzen lässt. Dazu kommt das kraftvolle Schlagzeug von Tommy Rizzitelli. Bei jedem Hören lassen sich neue Details entdecken. Ein Highlight, das jedem Jarre-Fan gefallen dürfte.
"Code Required" wurde von Michel Valy mitkomponiert, der hier auch ein Gastspiel am Bass gibt. Ein eher ruhiges, sphärisches und etwas melancholisches Stück in bester "Space Art"-Manier. "Gorée Island", das sich mit der Geschichte der gleichnamigen Sklaveninsel beschäftigt, bricht dagegen musikalisch völlig mit allem bisherigen und bietet verfremdeten Rap (einen Videoclip dazu gibt es hier). Mit diesem Urban Style, der nicht repräsentativ für den Rest des Albums ist, beweist Dominique Perrier aber, dass er auch nach fast 50 Jahren im Musikgeschäft immer noch durch frische und innovative Stile beeinflusst wird und ein echter Vollblutmusiker ist.
Auch das letzte Stück des Albums "Parolis, Paroles" ist eher untypisch und experimentell. Mit seinen verfremdeten Sprachsamples erinnert es aber durchaus an Jarres "Zoolook".
Fazit: Ein absolut gelungenes und musikalisch sehr vielseitiges Album, das manchem, der sich mit Jarres "Oxymore" schwertut, gefallen könnte.

Das Album ist auf dem "Deserted Island"-Label erschienen und als CD, LP und Download erhältlich (Bestellt werden kann es hier).

Hier nochmals die Tracklist:
1. Hello – 3’14
2. Across The Corridor – 4’43
3. Cyber Debate – 3’56
4. Milano Velocita – 7’23
5. The Janitor – 4’46
6. Flying Higher – 3’02
7. Code Required – 4’47
8. Goree Island – 3’34
9. Parolis, Paroles – 3’22

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